Das Internationale Donaufest Ulm/Neu-Ulm und Kultur auf Stufen präsentieren: Die nicht sterben – Lesung & Gespräch mit Dana Grigorcea
Ja, mutig sind die Menschen nur mit den Schwachen, den Mächtigen aber setzen sie nichts entgegen. Ist das gerecht?“ (Die nicht sterben, Seite 177)
B. ist ein Ort in den Bergen, an der Grenze zu Transsilvanien. Ein Kurort, der schon bessere Zeiten gesehen hat, damals, in der Ära der Diktatur Ceausescus. Inzwischen ist der Kommunismus Vergangenheit und postkommunistische Schwermut hat sich breit gemacht. Die Menschen, die noch geblieben sind, versuchen die Vergangenheit zu vergessen, während sie ihr nachweinen und sind gern bereit aus den Verlockungen des westlichen Kapitalismus Profit zu schlagen.
B. ist auch der Ort, an dem eine junge Bukarester Malerin zurückkehrt, nachdem sie ihr Kunststudium in Paris abgeschlossen hat. Der Ferienort ihrer Kindheit, in dem sie mit ihrer Familie unbeschwerte Sommerfrische-Zeiten erlebt hat in der erst enteigneten, dann wieder zurückerstatteten Villa. Inzwischen ist B. der Malerin fremd geworden. Ihr fällt die Armut und Hoffnungslosigkeit auf. Vetternwirtschaft, Korruption und Betrug sind immer noch an der Tagesordnung. Sie müsste nicht bleiben, doch da entdeckt sie eine geschändete Leiche in der Familiengruft. Neben dem Grab von Vlad dem Pfähler, einem Vorfahr, dessen Blut auch in ihren Adern fließt und dem sie nach und nach auf vampireske Weise verfällt. Sie will die Geschichte des grausamen Fürsten erzählen. Erinnerung und Zeiten geraten durcheinander und sie befürchtet, dass sie die Reihenfolge der Geschehnisse verwechseln könnte, aber dann wird klar: „dass jegliche Reihenfolge einen Sinn ergibt, da es nicht um Ursache und Wirkung geht, sondern nur um eines: Schicksal.“ Mit ungeheurer Sprachkraft überzeugen in Dana Grigorceas Roman „Die nicht sterben“ dokumentarische Passagen, Mythos, Fantasie, Ironie und eine pointierte Gesellschaftsanalyse.
Gelesen wird in mehreren Sprachen.
Dana Grigorcea, geboren 1979 in Bukarest, studierte Deutsche und Niederländische Philologie in Bukarest und Brüssel. 2015 wurde sie beim Ingeborg Bachmann-Wettbewerb mit dem 3sat-Preis ausgezeichnet. Nach Jahren in Deutschland und Österreich lebt sie mit Mann und Kindern in Zürich.
https://www.grigorcea.ch/